Enslaved - Vertebrae CD

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Enslaved - Vertebrae CD

„Vertebrae“ bedeutet übersetzt soviel wie "Wirbel". Und wie ein Wirbel sich nahtlos an den anderen reiht, so verhält es sich auch mit dem neusten Album von ENSLAVED. Wirkt es von Außen - verdeutlicht durch das erneut veränderte Bandlogo - wie ein völlig anderes Werk, so reiht es sich doch perfekt in die Diskographie ein.
Kaum eine Band hat sich nach 17 Jahren und zehn Alben so sehr weiterentwickelt und ist gleichzeitig so nah an ihren Wurzeln geblieben. So stieg gleichermaßen seit dem Release des Black Metal-Klassikers „Frost“ mit jedem Album der progressive Anteil, sowie die musikalischen Fähigkeiten der Bandmitglieder. Demnach ist der Progressive-Anteil bei „Vertebrae“ nur eine logische Schlussfolgerung aus dieser ganzen Entwicklung.

Das „Vertebrae“ deutlich vielseitiger und tiefgründiger ist als Werke wie „Vikingligr Veldi“. muss man nicht erwähnen. Vergleicht man allerdings „Isa“ und „Ruun“ mit der aktuellen Scheibe, so fällt - neben vielen Gemeinsamkeiten - eine erstaunliche Entwicklung auf: die Schwere, die zuvor auf den "Isa"-Songs lastete, verschwand und es umgibt den Hörer ein leichtes, schwebendes Gefühl, welches – passenderweise - in „Clouds“ einen seiner Höhepunkte findet. Die vermehrt cleanen Gesangspassagen unterstreichen und verstärken die erzeugte Atmosphäre. Der Gesang ist allgemein sehr kontrastreich. Hier zeigt Grutle sein komplettes Gesangsspektrum und verdeutlicht, dass in einer Band, wie ENSLAVED es Anno 2008 sind, Gesang nicht gleich Gesang ist. Von Flüstern bis hin zu tiefen, kräftigen Growls ist alles gegeben. Wobei man typische Black Metal-Growls kaum ausfindig machen kann, da sie bei dieser CD eindeutig in der Unterzahl sind.
Selbst „Center“ oder „New Dawn“, zwei Songs, welche über weite Strecken sehr schwarz klingen, werden durch nahezu verträumten, klaren Gesang so aufgelockert, dass sie sich wieder perfekt der kompletten Albumstruktur fügen.

Man könnte beim Lesen der vorherigen Abschnitte behaupten, „Vertebrae“ sei ein sehr ruhiges Album. Dies stimmt allerdings nur bedingt. Denn mit seiner enormen Wucht und den dynamisch treibenden Riffs, wirkt es ohne durchgehende Double Bass aggressiv und rau, ohne es wirklich zu sein. Das geniale an „Vertebrae“ ist, dass sich kein Instrument permanent in den Vordergrund drängt, und es so dem Hörer sämtliche Möglichkeiten offen lässt, sich nur auf eine Sache zu konzentrieren, oder das ganze Werk auf sich wirken zu lassen.
Das sehr komplexe Songwriting und die nicht minder komplexe Struktur des ganzen Albums, machen es äußerst schwer, einzelne Songs oder gar Passagen herauszupicken. Denn eigentlich ist „Vertebrae“ ein einziger, 49 Minuten andauernder Song, der scheinbar nur in 8 Titel unterteilt wurde, um die einzelnen Phasen deutlicher hervorzuheben.

ENSLAVED haben es geschafft, mit „Vertebrae“ nicht das befürchtete „Ruun II“ zu produzieren, denn die konsequente Weiterentwicklung ist zu erkennen. Zwar nicht mehr so offensichtlich wie bei den Veröffentlichungen zuvor, da hier die Entwicklung eindeutig im Detail liegt. Und so ist es angenehm überraschend, dass ENSLAVED es wieder einmal geschafft haben, etwas zu erschaffen, das mehrere Durchläufe braucht, bis es sich komplett entfaltet hat und den Hörer wirklich vor die Anlage fesselt. Man spürt nahezu, dass hier Musiker am Werk sind, die wissen was sie tun und dies auch nur zu gerne zeigen.
Letztendlich ist „Vertebrae“ ein sehr starkes Album, das neben der alten Fangemeinschaft, noch mehr als zu „Ruun“-Zeiten, die Progressive-Fans in die Plattenläden locken wird.

[Quelle: metal1.info]


Tracklist:
01. Clouds
02. To the Coast
03. Ground
04. Vertebrae
05. New Dawn
06. Reflection
07. Center
08. The Watcher